الخميس، 14 يناير 2021

الحديقة Der Garten

 قيل

نص ورسم البولندية
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62 ص.

Der Garten

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In Der Garten erzählt die gebürtige Polin Bara die Geschichte eines alten Mannes, der während des Zweiten Weltkriegs etwas getan hat, für das er sich heute schämt. In den 1980er Jahren lebt er mit seiner Familie irgendwo auf dem Land in Polen. Die Zeiten sind schlecht, die Lebensmittel rar, und als der alte Mann den Hahn des Nachbarn ohne dessen Erlaubnis in die Pfanne haut brechen Konflikte auf, die der Alte lieber unter dem Teppich gehalten hätte. Vor allem, als er sich während einer Reise zu einem Garten an die Ereignisse während des Krieges erinnert.

Das Album entstand als Diplomarbeit, mit der Bara ihr Kommunikationsdesign-Studium an der Folkwang-Universität in Essen abschloss. Es ist naturgemäß nicht perfekt. Aber sie zaubert Atmosphären auf die Seiten und Stimmungen in Gesichter und Landschaften, die Freunden ausdrucksstarker Grafik sicher gefallen werden. In der Kolorierung beschränkt sie sich meist auf Brauntöne, die Vergangenheit wird schwarzweiß skizziert und beides gekonnt ineinander verwoben. Die Stärke ihrer Bildsprache zeigt sich unter anderem daran, dass Bara seitenlang ohne Text auskommt und einfach nur die Bilder erzählen lässt. Ein klasse gezeichnetes Album, das Lust auf weitere Arbeiten von ihr macht.

Agata Bara: Der Garten
56 Seiten, gebunden, 12,90 Euro, Salleck, ISBN 978-3-89908-478-8
Leseprobe
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Baras erste Comicarbeit Leviathan entstand im Rahmen einer Facharbeit bei Ulf K.  Die Mischung aus Fiction und Action rund um Mobby Dick und Käp’tn Ahab gibt inhaltlich nicht allzuviel her, zeigt aber schon viele starke grafische Ansätze. Agata Bara wurde in Polen geboren und ging im Alter von fünf Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland, wo sie heute als Grafikerin und Illustratorin arbeitet.

Agata Bara: Leviathan
24 Seiten, 5,- Euro, Salleck, ISBN 978-3-89908-480-1


AVIVA-BERLIN.de im Januar 2021 - Beitrag vom 27.02.2013


Agata Bara - Der Garten
Lou Zucker

In dieser Graphic Novel, ihrer Abschlussarbeit an der Folkwang-Universität Essen, tuscht die polnischstämmige Newcomerin berührend und eindrucksvoll ein Stück polnisch-deutscher Geschichte.




Alles beginnt mit dem Tod eines Huhns. Die Ruhe des ländlichen Alltags einer kleinen Familie im Polen der 1980er Jahre wird zunehmend überschattet: In der Wut, mit der Großvater Janek auf das streunende Huhn losgeht, bricht sich eine alte Feindschaft mit seinem Nachbarn Bahn. Das Huhn ist jedoch nicht der einzige Tote, der dem alten Mann auf dem Gewissen lastet.
In einem verwilderten Garten tut sich schließlich ein Graben zwischen den Generationen auf: Was für Schwiegersohn und Enkel nichts weiter ist als eine Möglichkeit, Äpfel zu ernten, ist für den Großvater die Chance, sich einer schmerzhaften Vergangenheit zu stellen. Für die jüngere Generation ist der Blick in die Zukunft indes ebenso düster. Denn die Lebensmittelpreise steigen dramatisch...

Ebenso sparsam wie eindrucksvoll und gekonnt setzt Agata Bara Farbe ein, um mit Stimmungen und Zeitsprüngen zu spielen. Mal in den idyllischen Sepiaton alter Fotografien gehüllt, mal beängstigend düster-grau, erschaffen ihre Werke eine starke Atmosphäre und kommen mit wenigen ausdrucksvollen Pinselstrichen und noch weniger Worten aus, um den/die Leser_in auf eine Wanderung zwischen Aggression, Furcht, Schmerz und Hoffnung zu entführen.

Mit dem Schicksal der Familie, das in "Der Garten" erzählt wird, sind verschiedene Kapitel der polnisch-deutschen Geschichte untrennbar verflochten, über die im Buch ein kurzer historischer Überblick zu finden ist. Eine wichtige Rolle spielt unter anderem die "Deutsche Volksliste": Mit diesem Instrument nationalsozialistischer "Rassenpolitik" wurde zwischen 1939 und 1945 in den von Deutschland besetzten Teilen Polens die Bevölkerung in "deutsch" und "fremdvölkisch" unterteilt, wobei auch unter den als "deutsch" deklarierten noch einmal zwischen den Kategorien "Volksdeutsch", "Deutschstämmig", "Eingedeutscht" und "Rückgedeutscht" unterschieden wurde. Wer in die Liste eingetragen war, insbesondere unter der ersten Kategorie, erhielt nach dem Krieg die deutsche Staatsbürgerschaft.

Ein anderes geschichtliches Kapitel, welches das Leben der Protagonist_innen berührt, ist die Migrationswelle von Polen nach Deutschland in den Achtziger Jahren. Polen befand sich in einer wirtschaftlichen und politischen Krise. Steigende Lebensmittelpreise führten zu Streikwellen und zur Herausbildung der freien Gewerkschaft Solidarnoœæ, die eine politische Wende anstrebte. Als Antwort auf die Streiks wurde 1981 in Polen der Kriegszustand ausgerufen. Es kam zu Verhaftungen und Toten, Bürger_innenrechte wurden massiv eingeschränkt. Auch nach der Aufhebung des Kriegszustandes blieb die Versorgung schlecht und es mangelte weiterhin an Wohnungen und Zukunftsperspektiven, gerade für junge Menschen.

Mehr als 800.000 von ihnen wanderten zwischen 1980 und 1992 nach Deutschland aus, wobei sich viele auf ihre Abstammung von Zugehörigen zur Deutschen Volksliste beriefen. Auf diese Weise wurde auch für Baras Familie die Einwanderung möglich. Da laut Drucksache des deutschen Bundestages aus dem Jahr 1992 "die in der Nachkriegszeit sinnvollen und notwendigen Regelungen zur Aufnahme von deutschstämmigen Vertriebenen" nun aber nicht mehr im Interesse der Bundesregierung waren, bot das allerdings keine Sicherheit. Weiter heißt es dort: "Den gewandelten Verhältnissen kann durch eine entsprechende Auslegung des Gesetzes Rechnung getragen werden". Die ablehnende Haltung, die in jener Stellungnahme der damaligen Regierung mitschwingt, ist auch das Erste, was der jungen Familie in "Der Garten" entgegenschlägt, als sie sich entschließt, nach Deutschland einzuwandern.

Zur Künstlerin: In ihrer Graphic Novel erzählt Agata Bara auch ein Stück ihrer eigenen Geschichte. 1982 in der polnischen Kleinstadt Kowary (Schmiedeberg) geboren, wanderte sie mit fünf Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland aus – in etwa das Alter des kleinen Jungen in "Der Garten". Von der historischen Verflechtung der beiden Nachbarländer zu erzählen, so die Künstlerin im Gespräch mit AVIVA-Berlin, habe ihr sehr am Herzen gelegen, gerade weil das Thema ihre eigene Familiengeschichte und die vieler Bekannter berühre.

Zum Comic-Medium sei sie durch Zufall gekommen. An der Folkwang-Universität in Essen studierte sie Kommunikationsdesign, zunächst mit dem Schwerpunkt Illustration. Als ihr damaliger Professor plötzlich starb, übernahm der renommierte Comiczeichner Ulf K. seine Stelle. Mit ihrem Debut "Leviathan", das im Rahmen einer von ihm betreuten Facharbeit entstand und bereits 2010 in Polen veröffentlicht wurde, verschaffte sich Bara erstmals Zugang zum Genre der Graphic Novel und fand zu ihrer persönlichen Technik: Bei der Entstehung ihrer Werke arbeitet die Künstlerin zunächst mit Tusche auf Papier und belegt diese in einem zweiten Schritt digital mit der Farbe, die den Bildern ihre eindrucksvolle Stimmung verleihen.

Auch "Der Garten" - Baras Diplomarbeit - erfuhr in Polen große Resonanz. "Ich dachte vorher, es sei ein Tabuthema, aber die Leute wollten darüber sprechen", erzählt die Newcomerin über ihre anfänglichen Befürchtungen, wie dieses sensible Thema in Polen aufgenommen werden würde. Diese blieben unbegründet. Tatsächlich gelang ihr sogar der Sprung in die Top Ten einer Jahres-Charts – neben international gefeierten Graphic-Novel-Künstler_innen wie Craig Thompson ("Blankets"). Ab April 2013 wird Bara einen Lehrauftrag an der Folkwang-Universität annehmen und denkt bereits über neue Projekte nach.

AVIVA-Tipp: Agata Baras ausdrucksstarke Charaktere und ihr gekonntes Spiel mit den Farben lassen die Leserin in die Gefühlswelten der Protagonist_innen und gleichzeitig in ein Stück Zeitgeschichte eintauchen.

Agata Bara
Der Garten

Salleck Publications/Eckart Schott Verlag, erschienen 2012
Gebunden, 56 Seiten
ISBN 978-3-89908-478-8
12,90 Euro
In Polen erschienen im Timof-Verlag



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